Haubis setzt auf Regionalität
Haubis Geschäftsführer Ing. Anton Haubenberger bestätigt im Interview mit dem Branchenmagazin für Handel & Industrie REGAL: Regionalität gehört längst zur Unternehmens-DNA der Familienbäckerei Haubis. Ein Interview über die herausfordernden Zeiten der Bäckerbranche während der Corona-Krise. Quelle: REGAL.
Ein Interview von REGAL – dem Branchenmagazin für Handel & Industrie
Schritt für Schritt schraubte der Familienbetrieb Haubenberger seine Marktpräsenz aus. Akribisch und mit Weitblick arbeiteten sich die Niederösterreicher auf ein Umsatzniveau von mehr als 80 Millionen Euro. Eine Zahl, die auch 2019 übertroffen werden konnte. "Es war ein geniales Jahr und es sprach auch nichts dagegen, warum 2020 nicht ebenso genial ablaufen sollte", erklärt Geschäftsführer Ing. Anton Haubenberger im REGAL-Gespräch.
Doch die Corona-Krise entwickelte sich zu einem unerwarteten Bremsklotz. "Wir haben in unserer Vergangenheit die vorgenommenen Pläne erreichen oder sogar übertreffen können. 2020 haben wir gelernt, von Woche zu Woche zu schauen." Nach einem kurzen Nachfrage-Hoch während der Hamster-Tage gingen die Umsätze sukzessive zurück. "Wir haben bei den Filialen teilweise rund 80 Prozent weniger Umsatz verzeichnet." Erst allmählich steigerten sich die Absätze wieder. "Wann wieder Normalität herrschen wird, lässt sich nicht abschätzen. Unsere Hoffnung ist, dass spätestens im September ein gewohnter Schul- und Arbeitsbetrieb möglich ist, dann werden sich auch die Umsätze wieder in gewohnter Höhe einpendeln."
Einkaufsverhalten
Ein Resultat der Corona-Krise war eine Veränderung des Einkaufsverhaltens. Die abgesetzten Mengen bei Kleingebäck sanken, Brot erfreute sich mehr Nachfrage. Der Austro-Konsument versuchte sich regionaler, österreichischer einzudecken. Doch oft fehlte die Transparenz in den Regalen. "Es kommt mir deshalb so vor, dass es keine echte Veränderung im Konsumenten-Verhalten gibt, sondern vielleicht nur so, als ob jemand die Pause-Taste gedrückt hätte und danach alles so weitergeht wie davor." Die Chance zu einer echten Produkt-und Konsumveränderung könnte ohne Konsequenzen verstreichen.
Regionalität
Und dennoch: Vom regionalen Weg lässt sich Haubenberger nicht abbringen. Regionalität gehört für die Petzenkirchner längst zur Unternehmens-DNA. "Österreichische Rohstoffe machen bei uns nahezu 100 Prozent aus." Die letzten Prozentpunkte betreffen Zutaten, die hierzulande nicht in ausreichender Menge und Qualität vorhanden sind. Ein Beispiel: Steinsalz, Blaumohn oder Nüsse. "Aktuell versuchen wir unser Topfenkornweckerl nochmals stärker zu positionieren, indem wir Nüsse aus Österreich verwenden. Schon alleine bei einem Artikel fällt eine derartige Umstellung schwer." Dementsprechend braucht es für verschiedene Rohstoffe auch einen Plan B. "Wenn es nicht möglich ist, ihn regional zu beziehen." Und: Eine weitere enge Partnerschaft mit der Landwirtschaft, um künftig mögliche Lücken zu schließen.
Filialen und Gastro
Während die Corona-Krise dem Filialgeschäft zusetzte, gab es auch für den Gastronomie-Bereich viele Herausforderungen. "Wir sind hier direkt und indirekt von dem Gastro-Shutdown betroffen. Zuletzt haben wir rund ein Viertel unseres Umsatzes in diesem Bereich gemacht", so Haubenberger. Auch beim Export war Italien als stärkste Auslandsgeschäftsdestination massiv betroffen. "Auch da laufen die Tätigkeiten erst wieder langsam an."
Positive Effekte
Und dennoch: Es gibt auch die positiven Seiten der Krise. "Wir haben durch die Hygiene-Aktionen die allgemeinen Krankenstände senken können und sind grundsätzlich bei einigen Maßnahmen auf mehr Verständnis bei den Kunden gestoßen." Der Mut zur Produkt-Lücke wurde mit weniger Retourware belohnt. Eingeschränkte -nach den Bedürfnissen der Konsumenten angepasste -Filial-Öffnungszeiten mit einem Halten der Umsätze goutiert. "Es waren gravierende Entscheidungen notwendig, die vor Corona oft nicht so leicht umsetzbar waren."
Haubis bleibt weiterhin Vollsortiment Bäckerei Partner
Die Straffung des 600 Artikel umfassenden Sortiments steht trotzdem nicht auf der To-do-Liste. "Wir werden da und dort Produkte wegnehmen, aber auf der anderen Seite einige wieder dazubekommen. Wichtig ist uns weiterhin die Position als 'Vollsortiment Bäckerei Partner' gerecht zu werden." Der Forschungs-und Entwicklungsbereich der Firma arbeitete während der Corona-Krise in unvermindertem Tempo weiter. Ein Output dabei: "Neue innovative Brote, die wir in den Filialen anbieten werden."
15 Geschäfte sind am Netz
Für 2020 wird es keine weiteren Multiplikationen geben. Das Investitionspaket wurde im Eindruck der Krise aufgeschnürt. Konkret: "Wir werden mit Sicherheit die Planung für den Ausbau unseres süßen Werks weiter vorantreiben, aber den Bau von zusätzlichen Seminar- und Besprechungsräumen zurückstellen oder streichen." Der Weg bleibt klar: "Wir werden uns weiterhin und noch mehr auf unsere Kunden beziehungsweise Partner im LEH fokussieren. Unseren leidenschaftlichen Kaufleuten stehen wir bei jeglichen Ideen hinsichtlich Brot-und Backwaren zur Verfügung. Die Steinofen-Vorteile liegen für mich auf der Hand."
Factbox Haubis
Umsatz: mehr als 80 Millionen Euro
Filialen: 15
Produkte: 600
Quelle: Haubis GmbH/ REGAL
Autor: Herbert Schneeweiss / herbert.schneeweiss@regal.at
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