Viel Handarbeit im Haubis Körberl

Wir wagen zu behaupten: In keinem anderen Land gibt es eine derartige Auswahl an Farben, Formen, Gerüchen und Geschmäckern wie in Österreich. Zumindest, wenn man in ein gut sortiertes Körberl schaut. Einen zusätzlichen Spielraum gibt uns die Art und Weise, auf die wir unser Gebäck herstellen. Oder besser: die Arten und Weisen. Wir haben mit dem Leiter der Herstellung Matthias Kern in Petzenkirchen gesprochen. Und einmal mehr Haubis’ Hang zur Handarbeit entdeckt.

Ein Körberl mit feinem Gebäck

Die Situation ist klassisch. Ein gastfreundliches Haus. Ein gedeckter Tisch. Ein Körberl mit feinem Gebäck. Kaum jemand, der da auf das eigentliche Essen wartet – zu dem das Körberl angeblich bloß Begleitung ist. Das knusprige Endstück des Salzstangerls ist schnell abgezwickt, das flaumige Innenleben des Handsemmerls ausgehöhlt, die nussige Bestreuung der Kornstange angeknabbert. Und wer ist schuld? Na wir, bei Haubis!

Wenn Haubis Gebäck bewusst unwiderstehlich ist

Weil wir unser Gebäck bewusst unwiderstehlich machen. Für diesen Verführungseffekt ziehen wir alle zur Verfügung stehenden Register. Von der ideenreichen Rezeptentwicklung bis hin zur sorgfältigen Herstellung. Wir variieren Getreidesorten und Gewürze, experimentieren mit der Formgebung und Bestreuung, denken natürlich an besondere Ernährungsstile wie glutenfrei, laktosefrei oder vegan. Das ergibt schon mal eine praktisch unerschöpfliche Bandbreite zwischen hell und dunkel, würzig oder mild, konservativ oder kreativ.

Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine

Einen zusätzlichen Spielraum gibt uns die Art und Weise, auf die wir unser Gebäck herstellen. Oder besser: die Arten und Weisen. Denn das Nebeneinander und Miteinander von Mensch und Maschine lässt keinen langweiligen Trott aufkommen. Höchstens professionelle Routine! Wir haben mit dem Leiter der Herstellung in Petzenkirchen gesprochen. Und einmal mehr Haubis’ Hang zur Handarbeit entdeckt.

Saatenriegel tunken

Von Serienmodellen und Einzelstücken

Teig wird geschlagen, geschliffen oder geflochten, benetzt, bestreut oder getunkt. Das klingt erst mal ganz schön heftig. Doch hinter dem tatkräftigen Wortschatz der backenden Zunft verbirgt sich auch Feingefühl. Etwa, wenn es darum geht, dem Teig seine Ruhe zu gönnen. Oder ihn so zu formen, dass er zur Höchstform auflaufen kann. In den Haubis Backstuben passiert das in eingespielten Abläufen zwischen spezialisierten Gerätschaften und nicht minder spezialisierten Bäckerinnen und Bäckern. Wer wann und wie zum Zug kommt, entscheidet das Brot oder Gebäck, das gerade auf dem Herstellungsplan steht.

Streuen oder Tunken?

Matthias Kern: Ob wir maschinell bestreuen oder händisch tunken, hängt in erster Linie von der Art der Bestreuung ab. Wenn eine Bestreuung schön rieselfähig ist, wie etwa Mohn oder Salz, kann ich mit einer sehr fein eingestellten Maschine gute Ergebnisse erzielen. Trotzdem setzen wir bei diesen Arbeitsschritten stark auf unsere Backteams. Indem wir Gebäck in die Bestreuung tunken, üben wir einen leichten Druck aus. Dadurch haftet die Bestreuung besser. Das ergibt nicht nur eine schönere Optik, sondern hilft uns auch, unsere Rohstoffe effizient einzusetzen. Außerdem gibt es uns die Möglichkeit, mit Bestreuungen zu experimentieren, die zum Verkleben neigen. Maisgrieß zum Beispiel.

Bestreuen Mohnflesserl

„Im Branchenvergleich ist unsere Art der Produktion tendenziell ungewöhnlich. Ungewöhnlich arbeitsintensiv!“

Matthias Kern – Leiter der Haubis Herstellung

Mensch oder Maschine?

Matthias Kern: Das ist bei uns kein Entweder-oder. Eher ein Sowohl-als auch. Nehmen wir zum Beispiel unsere Kornstangen oder die bestreuten Baguettes. Sie zeichnet etwas aus, was wir maschinell nie hinkriegen würden: eine Rundumbestreuung. Durch das Wälzen in den Saaten bekommen wir einen ganz anderen Biss als mit einer reinen Bestreuung auf der Oberseite. Dazu kommt, dass beim Backen ein Teil der Bestreuung direkten Kontakt mit dem Blech hat. Das bringt eine zusätzliche Knusprigkeit und großartige Röstaromen. Also ganz eindeutig ein Plus an Qualität. Allein das ist uns den zusätzlichen Personaleinsatz unbedingt wert. Das gönnen wir uns einfach – und damit natürlich unseren Kundinnen und Kunden.

Matthias Kern - Leiter Haubis HerstellungMatthias Kern - Leiter Haubis Herstellung

Serienmodell oder Einzelstück

Matthias Kern: Beides hat etwas für sich. Wenn wir mit der Hand arbeiten, können wir Formen herstellen, die selbst ausgeklügelte Maschinen nicht hinkriegen. Eine Handsemmerl-Optik lässt sich durch reines Stanzen niemals erreichen. Ein Wachauer mit seiner offenporigen, leicht aufgerissenen Kruste genauso wenig. Und da sind wir noch nicht einmal bei der Königsdisziplin, dem Mohnflesserl. Zwar tut sich schon einiges in der Robotik, aber von einer „Handarbeitsmaschine“, die unsere echten Bäckerinnen und Bäcker ersetzen könnte, sind wir zum Glück noch weit entfernt.

„Für reine Handarbeit sind wir inzwischen zu groß. Für eine rein maschinelle Herstellung zu detailverliebt. Darum das Beste aus zwei Welten.“

Matthias Kern – Leiter der Haubis Herstellung

Schlagen oder Schleifen?

Matthias Kern: Bei Gebäck, das von Hand geschlagen wird – etwa der Haubis Handsemmel oder dem Bierweckerl – wird die sortentypische Formgebung durch den Einsatz der Handkante bzw. durch das Einschlagen über dem Daumen geschaffen. Das Haubis Wachauer hingegen wird handgeschliffen. Das heißt, die Teigkugel wird über eine bemehlte Riffelplatte bewegt. Dadurch reißt der Teig auf, und es wird gleichzeitig Mehl eingebracht. Das sorgt für die sortentypische, offene Oberfläche mit ihrer besonderen Knusprigkeit.

Wachauer schleifen

Form oder Funktion?

Matthias Kern: Auch das geht Hand in Hand. Wenn wir mit der Hand arbeiten, können wir mehr mit der Teigkonsistenz spielen. Wir können dünnere, wir sagen „lindere“, Teige verarbeiten. Außerdem ergibt sich durch die geringeren Stückzahlen pro Tag automatisch eine andere Herführungsdauer. Zwischen der ersten und der letzten Teigportion, die verarbeitet wird, liegt eine deutlich längere Spanne als bei der maschinellen Verarbeitung. Und damit auch mehr Reifezeit für den Teig. Im gebackenen Zustand ist so ein Handgebäck dann noch knuspriger und hält noch länger frisch.

Fertige Handsemmel auf Blech

Semmel oder ... Semmel?

Matthias Kern: Diese Gebäcksorte zeigt tatsächlich die ganze Vielfalt, die wir bei Haubis laufend herstellen. Für alle nur erdenklichen Einsatzgebiete, Geschmäcker und Bedürfnisse. Vom bereits erwähnten Handsemmerl, dessen Herstellung übrigens streng mittels Kodex geregelt ist, bis zur erstklassigen glutenfreien Semmel, die aufgrund ihrer Teigkonsistenz maschinell einfach am attraktivsten wird. Wir bieten Semmeln in Bio- oder in konventioneller Qualität, genauso wie in unterschiedlichen Vollendungsstufen, also teigig oder halbfertig gebacken. Alle anders. Und anders gut!

Probebacken

Text: Melanie Laibl 
Fotos: Haubis, Sonja Priller, Stefan Knittel