Haubis Natursauerteig – Sauer macht Lust auf mehr

Haubis Natursauerteig im Glas

Ab sofort haben handwerklich gefertigte Natursauerteige das Sagen: Wir stellen im Herbst 2020 weite Teile unseres Sortiments auf „hausgemachten Natursauer“ um. Das bedeutet nicht nur einen gewaltigen Zuwachs bei unserer Sauerteigfamilie. Das bedeutet auch, dass wir uns viel altes Wissen neu aneignen mussten.

Das große Blubbern

Er ist eine der ältesten kulinarischen Entdeckungen der Menschheitsgeschichte: der Natursauerteig. Das geniale Zusammenwirken von Mehl, Wasser und dem Faktor Zeit steht bei uns mehr denn je hoch im Kurs.

In der Geschichte des Bäckerhandwerks gibt es gewisse Konstanten. Der Sauerteig ist eine von ihnen. Auch wenn er seinen Platz immer wieder gegen vermeintlich moderne Alternativen verteidigen muss. „Es ist kein Wunder – und auch kein Scherz – dass sich die Bäcker früher ein Bett in die Backstube gestellt haben“, berichtet Martin Holzmann, Leiter des Bereichs Forschung & Qualität. „So ein Sauerteig will nämlich Aufmerksamkeit, vor allem in Form von Futter. Und er macht keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht, Sonn- oder Montag.“

Haubis Natursauerteig im Glas

Warum Haubis die Natursauerteig-Vielfalt ausweitet

Warum also einem derart anspruchsvollen Gehilfen wie dem Natursauerteig die Treue halten? Und seine Position in der Backstube sogar noch ausbauen, wie es das Team rund um Martin Holzmann seit Jahren tut? Weil wir keine natürlichere Methode kennen, die einem Brot ein derartig vielfältiges Aroma und eine derartig lange Haltbarkeit verleiht. Und keine, die dabei so ursprünglich ist. In der Backstube nächtigen muss trotzdem keiner von uns. Dank moderner Technik ist die Lagerung und Vermehrung von Natursauerteig heute bedeutend bequemer als anno dazumal.

Somit blubbert es gewaltig in unserem Brot- und Gebäcksortiment! Mit Herbst 2020 stellen wir weite Teile unseres Sortiments auf „hausgemachten Natursauer“ um. Das bedeutet nicht nur einen gewaltigen Zuwachs bei unserer Sauerteigfamilie. Das bedeutet auch, dass wir uns viel altes Wissen neu aneignen mussten. Dazu Martin Holzmann: „Ein angekaufter Backsauerteig ist ein standardisiertes Produkt mit Gelinggarantie. Wer sich über eigene Sauerteige drübertraut, braucht entsprechendes Durchhaltevermögen. Ein Motivationsfaktor hilft uns dabei gewaltig: dass ein traditioneller Sauerteig unser Brot und Gebäck noch näher ans Feld rückt.“

Übersichtsfoto Natursauerteigbrote

Natursauer bei Haubis

In den Haubis Backstuben und Cafés lassen sich viele Natursauerteig-Produkte finden. Hier eine Übersicht über die aktuelle Umstellung.

Mit einstufigem (Bio-)Weizen-Natursauerteig:

Bio-Steinofenbaguette

Mit einstufigem Roggen-Natursauerteig

Mit mehrstufigem (Bio-)Roggenvollkorn-Natursauerteig

Mit mehrstufigem (Bio-)Roggen-Natursauerteig

* backhefefrei

Walnusskrusterl Brot in Scheiben

10 unterschiedliche Natursauerteigarten

In diesem Sinne wurde bei Haubis lange probiert und optimiert. In der Versuchsbäckerei genauso wie in der Produktion. „Wir haben uns sozusagen gemeinsam aus dem Fenster gelehnt“, erinnert sich Thomas Loè, der als Produktionsleiter von Anfang an mit im „Team Sauerteig“ war. „Zunächst mit kleinen Mengen, die uns ein Hintasten erlaubt haben. Diese Versuche mussten schon sehr weit gediehen sein, bevor wir überhaupt an die technische Anpassung unserer Produktionslinien denken konnten.“

Natürlich sollten alle Produkte nach der Rezeptumstellung ihren Geschmack und ihre Optik beibehalten, also unmittelbar wiedererkennbar sein. Entsprechendes Fingerspitzengefühl war bei allen Beteiligten gefragt. Und eine kluge Zusammenstellung der Sauerteige, die als Fixstarter für unsere Produktion gepflegt werden sollten. Letztendlich haben wir uns auf rund 10 unterschiedliche Sauerteigarten geeinigt. Mit jeweils eigenen Back- und Aromaeigenschaften.

Markus Wippel - Hüter des Haubis Natursauerteigs

Natursauerteig auch von Zwetschken oder Rosinen?

„Theoretisch ließe sich ein Natursauerteig auch von Zwetschken oder Rosinen wegstarten. Letztendlich würde die Keimkultur jedoch immer der des Mehls entsprechen.“ Martin Holzmann, Haubis Forschung & Qualität
 

Natursauerteig – Alles (k)eine Kunst

So vielfältig unsere Sauerteige sind, sie teilen sich ein und dasselbe Grundprinzip: die gezielte Vermehrung von Milchsäurebakterien und natürlichen Hefen. Das zugefügte Mehl fungiert dabei als Nahrung für 
die Mikroorganismen. Individuellen Raum für Gestaltung geben u. a. die sogenannte einstufige bzw. mehrstufige Teigführung und die Temperatur.

Zum Beispiel:

  • einstufig geführter Sauerteig = Anstellgut + einmalig Mehl + Wasser 
    + 30°C Umgebungstemperatur + 16 Stunden Teigruhe

  • dreistufig geführter Sauerteig = Anstellgut + dreimalige Zugabe von Mehl + Wasser
    + 30°C Umgebungstemperatur + 20 Stunden Teigruhe

Der schnöde als „Anstellgut“ bezeichnete Ursprungssauerteig ist dabei ausschlaggebend für die Richtung, in die sich der Sauerteig entwickelt. Schon in kleinsten Mengen wirkt das Anstellgut als Aktivator. Ist das Verhältnis von Säuren und Hefen optimal, darf nicht gebummelt werden. Manche Sauerteigsorten müssen innerhalb von fünf Stunden in den Teig, damit ihre optimalen Backeigenschaften erhalten bleiben. Entsprechend ehrfürchtig wird der jeweilige Ursprungssauerteig behandelt. In unserer Versuchsbäckerei gibt es sogar von jedem Sauerteig eine Sicherungsversion. Sie steht in einer verhältnismäßig kühlen Umgebung bereit. Für den Fall der Fälle.

Haubis Natursauerteig ansetzen

Natursauerteig-Brot für alle Genießer

„Unsere Vision ist und bleibt: Wir wollen Brot für alle Genießer backen. Jeder soll sich mit Haubis etwas Gutes tun können.“ Thomas Loè, Produktionsleiter

Haubis Natursauerteig in der Puratos-Sauerteig-Bibliothek (Belgien)

Eine ähnliche Wertschätzung erfährt unser „Natursauer“ in der belgischen Stadt Sankt Vith. Dort ist er in bester Gesellschaft: in der Puratos-Sauerteig-Bibliothek. Immer für eine Innovation zu haben, hat das belgische Unternehmen 2013 begonnen, eine Sammlung von Sauerteigen aus der ganzen Welt anzulegen. Wir wurden eingeladen, einen Roggensauerteig beizusteuern. Den ersten überhaupt in der Bibliothek! „Das ist an sich schon ein Kompliment“, freut sich unser Geschäftsführer Anton Haubenberger, „weil Puratos damit ein echtes Kulturgut bewahrt. Auch wir halten diesen Sauerteig nach wie vor lebendig. Er gibt unserem Krustenlaib natursauer seinen geschmacklichen Charakter.“

Thomas Loe beim Natursauerteig

Heißt Natursauer besser verträglich?

Immer mehr Menschen reagieren sensibel auf Backwaren. Inwieweit vertragen sie dann Natursauerteig? Und wenn ja, warum? Das wollten wir auf wissenschaftlichem Niveau klären und haben uns zu diesem Zweck mit der Universität für Bodenkultur in Wien zusammengetan. Das Ergebnis ist spannend. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass die Mikroorganismen im Natursauerteig genau jene Stoffe verarbeiten, die für eine Vielzahl von Unverträglichkeitsreaktionen verantwortlich gemacht werden1.

Dies gilt für alle Natursauerteigbrote und ganz speziell für:

Hier verzichten wir gänzlich auf den Einsatz von industrieller Backhefe – die Germ. Diese muss in fast allen Brot- und Gebäckrezepturen zugesetzt werden, um die Brücke zwischen Teiglockerung und Aroma zu schlagen. Nicht immer reichen die natürlichen Backhefen im Sauerteig aus, um die gewünschte Teiglockerung zu erzielen. Beziehungsweise müsste so viel Sauerteig in den Teig kommen, dass dieser tatsächlich unangenehm sauer schmecken würde. Aber wir wären nicht Haubis, wenn uns das Thema „backhefe-frei“ nicht reizen würde. An weiteren Rezepturen wird bereits gearbeitet.

Projektlaufzeit: 01.07.2017 – 30.09.2020; Projektleitung: Schönlechner Regine, Projektleiter/in; Projektpartner: u.a. Haubis GmbH, Martin Holzmann, mehr zum Abstract.

Markus Wippel in Versuchsbäckerei Haubis

Text von Melanie Laibl, anagramm.